Vorwort
Sie waren die Sprachkräftigsten und Sprachmächtigsten ihrer Zeit. Die besten deutschen Schriftsteller, Dichter und Journalisten haben sich auf die »Weltbühne« gestellt; sie haben dort geschrieben, gestritten und geirrt, sie haben deklamiert, agitiert, sie haben gehofft, aufbegehrt und resigniert. Wohltemperiert waren sie nie, es waren ja auch keine wohltemperierten Jahre für Deutschland. Die Autoren der »Weltbühne« waren vergnügt, versponnen, verbittert, sie waren ungerecht in ihrem Zorn, sie haben ihr Heil bisweilen auch im politischen Aberwitz gesucht. Und so zeichnen ihre Texte das Gesicht ihrer Zeit.
Die Autoren der »Weltbühne« haben die Entsetzlichkeiten der Hitlerei vorhergesehen und waren trotzdem keine Hellseher; manchmal haben sie geschrieben, ja geschrien wie die Propheten, sie waren aber keine. Sie gehörten zu den klügsten Köpfen, die es in Deutschland gab, und trotzdem war ihr Urteil oft nicht das klügste. Die »Weltbühne« ist daher auch eine Bühne gewaltiger Irrtümer, eine Menagerie falscher Hoffnungen, ein Ort der politischen Phantasmagorien. Die »Weltbühne« ist kein Lehrbuch für politische Ausgewogenheit; sie ist wie ein Vulkan, ein Vulkan, von dem man Generationen später noch spürt, wie aktiv er war. [...]
Aus dem Vorwort von Heribert Prantl