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Edith Jacobsohn
* 26. 10. 1891 in Berlin; † 31. 12. 1935 in London

Verlegerin (Williams & Co., Verlag der Weltbühne), Ehefrau von Siegfried Jacobsohn, 1923–32 Mitarbeiterin »Weltbühne« (7 Beiträge).

Pseudonym: E. L. Schiffer

Edith Jacobsohn, geborene Schiffer, war das dritte Kind einer jüdischen Holzhändler-Familie, die Ende des 19. Jahrhunderts aus Oberschlesien nach Berlin übersiedelte. Ihr Vater, Max Schiffer, baute Villen in Grunewald und in Tiergarten. Er erwirtschaftete ein beachtliches Vermögen und lebte mit seiner Familie am Berliner Kurfürstendamm. Zur Familie gehörte auch der spätere Reichsjustizminister Eugen Schiffer sowie der Revue-Autor und Kabarettist Marcellus Schiffer. Mit ihren Cousins, dem Verleger Bruno Cassirer und dem Philosophen Ernst Cassirer, stand Edith Schiffer zeitweise in engem Kontakt. Am 7. Mai 1915 heiratete sie den »Schaubühne«-Herausgeber Siegfried Jacobsohn. Aus der Ehe ging ein Sohn, Peter (1916–1998), hervor.

Stark geprägt wurde Edith Jacobsohn durch den Besuch einer englischen Internatsschule, wo sie Freundschaft mit der Lehrerin Edith Williams schloss. Mit ihr gemeinsam gründete sie Mitte der zwanziger Jahre zunächst eine Übersetzungsagentur und im April 1924 in Berlin den Williams-Verlag. Edith Jacobsohn entdeckte und übersetzte für den deutschen Kinderbuchmarkt zahlreiche Bestseller, etwa Hugh Loftings »Dr. Doolittle«-Bücher, sowie Alan A. Milnes Bildergeschichte »Pu der Bär«. Maßgeblich förderte sie Erich Kästner und verlegte 1929 dessen Kinderkrimi »Emil und die Detektive«, sowie 1931 »Pünktchen und Anton«. Außerdem schrieb Edith Jacobsohn journalistische Beiträge, etwa für die »Weltbühne«, aber auch 1919 für das Satiremagazin »Ulk«.

Als gut situierte Frau aus bürgerlichem Haus und erfolgreiche Verlegerin unterstützte Edith Jacobsohn wiederholt das immer wieder vom Konkurs bedrohte Projekt der »Weltbühne«. Nach Siegfried Jacobsohns Tod übernahm sie, als Vertreterin ihres Sohnes Peter, 1927 den Verlag der Weltbühne.

In der Nacht des Reichtagsbrandes 1933 floh Edith Jacobsohn mit ihrem Sohn zunächst nach Wien und von dort nach Zürich. Ihre beiden Verlage verkaufte sie. Nach langen Rechtsstreitigkeiten gelangte die »Weltbühne« schließlich unter Kontrolle des kommunisten-freundlichen Journalisten Hermann Budzislawski; der Williams-Verlag ging bei der »Arisierung« Ende 1936 an die ehemalige Verlagsmitarbeiterin Cecilie Dressler über, deren Name der Verlag auch ab 1941 trug.

Edith Jacobsohn siedelte im Frühjahr 1934 nach London über. Da sie keine Arbeitserlaubnis erhalten konnte, heiratete sie pro forma einen Engländer und erwarb damit die englische Staatsangehörigkeit. Am 31. Dezember starb Edith Jacobsohn gesundheitlich und finanziell erschöpft als Edith Forster in London.

Literatur

Frank Flechtmann: Mein schöner Verlag, Williams & Co. Erinnerung an Edith Jacobsohn. Berlin 1997

Stefanie Oswalt: Siegfried Jacobsohn. Ein Leben für die »Weltbühne«. Gerlingen 2000

Teuber, Toralf: Ein Stratege im Exil. Hermann Budzislawski und »Die neue Weltbühne«. Frankfurt am Main 2004

Links

Zeitgeschichte im Kinderbuch: Der Williams-Verlag (1926–1954) (PDF)